AG's

Überblick zu methodischen Prämissen einiger Sozio- und Textlinguistiken
Carsten Raddatz, Berlin
Viele Sozio- und Textlinguistiken bauen auf einer systematischen Nullstelle auf. Für ihre Anwendung müssen Daten aus der 'echten Welt' in aufwendigen Prozessen vorbereitet werden. Doch allgültige Vorschriften, wie zu kodieren sei, finden wir nicht. Den nullten Schritt übersehen die behandelten Ansätze und Theorien. Diese Voraussetzung ist der springende Punkt, dessen Implikationen kursorisch untersucht werden sollen. Dabei werden überblicksartig Auswirkungen, und allgemeiner, dahinter stehende erkenntnistheoretische Positionen dargestellt.
In linguistischen Seminaren zu Bindestrichlinguistiken werden diese und verwandte Probleme nach meiner Erfahrung kaum expliziert, dennoch aber wird viel Zeit drauf verwandt - man kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen bei dem Versuch, eine vorgefundene (Beispiel-) Kodierung zu plausibilisieren. Bisweilen bleibt dabei ein flaues Gefühl, und dem soll möglichst abgeholfen, auf jeden Fall aber Futter für methodische Anmerkungen gegeben werden.
Damit ist der Kurs für alle geeignet. Er passt in verschiedene Schubladen: Empirie, traditionelle Soziololinguistik, Sprachlicher Relativismus, Textlinguistik, Methodenkritik mit philosophischer Grundierung. Insbesondere diejenigen, die besagtes flaues Gefühl hatten oder haben, und diejenigen, die in Zukunft mehr text- oder soziolinguistische Analysen betreiben wollen, können 'was davon haben'. Witere Infos unter http://home.arcor.de/raddaqii/stutskiel/index.html

Elemente der Sprachstruktur des Baskischen:
Kepa Joseba Rodriguez, Saarbrücken
In dieser AG werden wir uns mit relevanten Elementen der Struktur des Baskischen beschäftigen, einer europäischen Sprache, die nicht zur indogermanischen Sprachfamilie zählt.
Nach einer kurzen Einführung - Geographie, Ursprung und Geschichte, Dialekte und Standardisierung (Euskara Batua)- stehen folgende Phänomene der Sprachstruktur im Mittelpunkt:
-Agglutination
-Fokusorientierung
-Kasusgrammatik und Ergativität
-Alokutiv als pragmatisches Kongruenzmerkmal
-usw.
Vorwissen wird nicht vorausgesetzt, es wäre aber gut, wenn die Teilnehmer der AG etwas über Agglutination und Fokus lesen könnten (Definitionen in einem linguistischen Lexikon sollten reichen).

StuTS-Org und StuTS im Internet
Jan Wohlgemuth, Münster
Traditionellerweise setzen wir uns in dieser "Meta-StuTS"-AG mit der Planung, Organisation und Gestaltung der StuTS auseinander. Die AG soll dem Informationsaustausch zwischen ehemaligen und den bis dahin hoffentlich gefundenen zukünftigen Organisatoren fördern und darüber hinaus allgemeine Diskussionen zur StuTS ermöglichen. Ich möchte außerdem die mit Euch Wege finden, das Internet-Angebot der StuTS (www.stuts.de, www.linguist.de, www.linguisten.de) entsprechend zu optimieren und auszubauen.

Die verbalen Diathesen der Bahasa Indonesia
Jan Wohlgemuth, Münster
Mit viel Verbissenheit und gehörigen terminologischen Scheuklappen ist seit vielen Jahren die Frage diskutiert worden, wie das Diathesensystem des Indonesischen (Bahasa Indonesia) zu beschreiben sei. Als einander widersprechende Auslegungen kursierten dabei die Deutungen als "klassische" Aktiv-Passiv-Diathese, als Fokussystem oder gar als eine Art Ergativsystem (mit vorrangig syntaktischer oder auch sog. Diskursergativität). Im Rahmen meiner Magisterarbeit habe ich versucht, einige der Widersprüche aufzulösen und ein Diathesensystem darzustellen, das der Bahasa Indonesia besser "passt". In der AG möchte ich kurz in die Problematik einführen und das Gesamtsystem vor allem unter Funktionalen Aspekten darstellen.

Sprachexperimente mit Menschenaffen
Felix Pfeiffer, München
Können Tiere sprechen, kommunizieren wie wir Menschen? Sprache wird oftmals als die Quintessenz menschlicher Merkmale verstanden, als ein Merkmal, das uns von der rein mechanischen, nicht intellektuellen Natur der Tiere unterscheidet. Sprachexperimente mit Menschenaffen scheinen dieses Verständnis in Frage zu stellen.
In meiner AG möchte ich die bedeutendsten dieser Experimente wie z.B. die Projekte "Washoe", "Sarah" oder "Koko" vorstellen, in denen es bis zu einem gewissen Grad gelang, Menschenaffen die Zeichensprache anzulernen und mittels dieser Zeichen mit den Affen zu kommunizieren. Die Ergebnisse sind durchaus umstritten, fanden aber sowohl in der Wissenschaft als auch in den Medien große Aufmerksamkeit und können uns im Anschluss an mein Referat zu einer gemeinsamen Diskussion über den Begriffsgehalt von "Sprache" anregen.

Determinative und Indeterminative Bewegungsverben im Polnischen
Szymon Slodowicz, Kiel
In der Gruppe der polnischen Bewegungsverben existiert eine Unterkategorie imperfektiver Verben, die oft in Paaren vorkommen, wie z.B. isc - chodzic (gehen imp.). Im polnischen können zur Zeit 12 solcher Paare gefunden werden. Für diese Verben werden die Begriffe determinativ (isc) und indeterminativ (chodzic) verwendet. Der Unterschied in der Bedeutung dieser Verben ist seit langem ein Thema der linguistischer Untersuchung gewesen. In meiner AG werde ich versuchen einen Einblick in die Problematik der semantischen Beschreibung dieser Verben zu geben.

Phonetische Aspekte des Versprechens in dt. Spontansprache
Alexander Radtke, Kiel
Kurze Beschreibung der historischen Versprecherforschung. Bisher haben phonetische Betrachtungen in diesem Forschungszweig keine Rolle gespielt, jedoch stellt die Phonetik eine Verfeinerung der Datenerhebung und -interpretation dar.

Digitale Präsentation von Sprachkarten - DIWA
Christoph Purschke, Marburg
Zwischen 1876 und 1880 verschickte der Marburger Bibliothekar Georg Wenker an die 50000 Fragebögen an die Lehrer sämtlicher Schulorte des damaligen Deutschen Reiches. Die Auswertung dieser Bögen erfolgte in über 1600 farbigen Sprachkarten zur Laut- und Formenlehre der deutschen Dialekte, die wegen ihrer Vielfarbigkeit nie aufgelegt werden konnten, allerdings vielen nachfolgenden Sprachatlasprojekten als Datengrundlage dienten, so dem "Kleinen Deutschen Sprachatlas" oder dem "Deutschen Wortatlas". Für die moderne Dialektologie bietet der Sprachatlas von Georg Wenker die Möglichkeit, die Entwicklung der Dialekte des gesamten (!) deutschen Sprachgebietes mit einer weilweit einmaligen Fülle an Daten über einen Zeitraum von 100 Jahren zu untersuchen. Um das Material des Sprachatlasses nutzbar zu machen werden nun am Deutschen Sprachatlas in Marburg sämtliche Karten digitalisiert und im Rahmen des DFG-Projektes DiWA - Digitaler wenkeratlas veröffentlicht. Neben der kompletten Erschließung des Kartenmaterials ergeben sich durch die Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten für die Regionalsprachenforschung durch die Möglichkeit, Sprachkarten z.B. mit soziodemographischen oder geographischen Daten zu kombinieren. Für Vorabinfos: www.diwa.info

Was ist Aspiration eigentlich?
Oliver Niebuhr, Kiel
In dieser AG wollen wir diskutieren, was als (Post)Aspiration bezeichnet werden soll. Aus einem artikulatorischen, physiologischen und aerodynamischen Blickwinkel heraus soll ihr Zustandekommen beschrieben werden. Dies kann in Kombination mit einer Beschreibung ihrer akustischen Manifestation und deren perzeptorischer Relevanz als "acoustic cue" für den Hörer in eine Definition der Aspiration einfließen, die das Phänomen der (Post)Aspiration in sehr viel holistischerer und präziserer Weise widerspiegelt, als dies in vielen bekannten Definitionen in der Literatur der Fall ist.
In einem zweiten Teil der AG soll diese Definition dann mit einzelsprachlichem Bezug angewandt werden. Aus sprachtypologischen Angaben des UPSID (UCLA Phonological Segment Inventory Database) geht einerseits hervor, daß alle Sprachen über Plosivlaute im Phoneminventar verfügen. Andererseits gelten hier lediglich 29% alle Plosivallophone in den von UPSID erfassten Sprachen als postaspiriert. Ist die Postaspiration damit ein Randphänomen in den Sprachen der Welt? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, kann eine Reihe von Hörbeispielen präsentiert werden, die die Existenz von Postaspiration in vielen Sprachen aufzeigt, deren Plosivallophone in der Literatur übereinstimmend als unaspiriert beschrieben werden. Welchen Wert haben also die in der Literatur anzutreffenden Aussagen und aus welcher Motivation heraus ist diese Diskrepanz zwischen lautlicher Beschreibung und phonetischer Realität zu erklären? Damit stellt sich ebenfalls die Frage, über den Sinn und Unsinn einer phonemisch basierten UPSID und über den Status der mit ihr getroffenen Aussagen

Untersuchung grundlegender typologischer Merkmale einer ausgewählten Mayasprache anhand eines kurzen Textes
Jürgen Schweitzer, München
Diese AG umfaßt drei Teile:
1. Darstellung grundlegender morphologischer Merkmale, insbes. der zwei Reihen pronominaler Klitika
2. Lektüre eines kurzen Textes (Morphemanalyse, Glossierung)
3. Zusammenfassen typologischer Merkmale

Indogermanistik
Florian Herzing und Christian Lehnert, München

Einführung in die Experimentalphonetik
Gilbert Ambrazaitis, Kiel
Diese AG richtet sich insbesondere an diejenigen, die nicht Phonetik studieren, das Fach und seine modernen Methoden aber gerne einmal kennenlernen möchten.
Ich möchte einige z.T. alltägliche Werkzeuge des modernen Experimentalphonetikers vorstellen, z.B. das Oszillogramm, das Sonagramm, die Grundfrequenzanalyse und -resynthese, die Elektropalatographie usw.
Ziel ist es also, einen Einblick in die "naturwissenschaftliche" Seite der Phonetik und ihre Methoden zu geben. Dabei will ich auf keinen Fall zu sehr die Mathematik oder Physik berücksichtigen, sondern eine Teilnahme ohne besondere Vorkenntnisse ermöglichen.

Folgende AGs werden wohl angeboten, es liegt aber noch kein Abstract vor: